Pomona, Sömmerda
Hinter dem weiblich anmutenden Namen verbirgt sich zu vorderst die antike, römische Göttin der Feldfrüchte und des Obstes. Die POMONA steht hier, in dem bildnerischen Ensemble am Standort neben dem Wenigensömmerschen Tor, in zweiter Linie und dabei jedoch im wahrsten Sinne des Wortes als symbolische Kraft für die Landwirtschaft und den Obstanbau der Region. Genau dieser Wirtschaftszweig beschäftigt die Menschen im Thüringer Becken, dem Urstromtal der Unstrut von altersher. Sömmerda versteht sich als Acker- Bürgerstadt und verweist damit auf ihre über tausendjähriger Geschichte im Banne der Landwirtschaft.
Ein weiterer, in Arbeit befindlicher Standort, am Obermarkt gelegen, unterrichtet mit der gleichen bildnerischen Formensprache über die knapp zweihundertjährige Industriegeschichte der Kreisstadt nördlich von Erfurt. Mit ihrem Patronat für die zweite Bildergeschichten verleiht FORTUNA, die römische Göttin des Glücks, dem künstlerischen Markt- Brunnen ihren Namen.
Letztendlich wird ein dritter, in Planung stehender Standort zwischen St. Bonifazius, Salzmann- Haus und Pfarramt gelegen, mit seinem Namen antiken Ursprungs die KULTUS- und Bildungsgeschichte Sömmerdas und seiner Region bis in die Gegenwart hinein ebenfalls mit gleicher Handschrift widerspiegeln.
Soweit die Vorstellung des bildnerischen Gesamtprojektes dieser spiel- und lernorientierten Gestaltungsreihe in der sanierte Innenstadt Sömmerdas. Der Autor verweist auf hren Wiedererkennungswert sowie der Gestaltungsreihe gliedernde und wegweisende Funktionen , wie zum Beispiel: städtebauliche Sichtachsen, Erlebnisbereiche und Wegemarkierungen mit Verweilqualität, oder der Wirtschaftsfaktor durch sozial- kulturelle Wertsteigerung, seine Identitätsstiftende Wirkung und das Alleinstellungsmerkmal.
Das Ziel ist didaktisch betrachtet ein spielerisches Lernen. In der Praxis geschieht das unbewusst. Von der Neugier aktiviert, vom natürlichen Bewegungsdrang gefördert, geschieht ein Begreifen der Sachverhalte im wahrsten Sinne des Wortes.
Von dieser Art des intuitiven Lernens fühlen sich alle Altersgruppen angesprochen.
Figürlich- plastische Bilder werden durch erklettern und betasten wesentlich intensiever wahrgenommen und bleiben somit fester in Erinnerung als gewöhlich Literatur oder flache, gedruckte Bilder es vermögen. Bronze unter freiem Himmel faßt sich je nach Wettter ganz unterschiedlich an. Bronze schmeckt, Bronze klingt, Bronze richt. Mit dem ganzheitlichen Erfassen werden viele menschliche Sinne gleichzeitig auf intellektueller, sowie emotionaler Ebene angesprochen.
Bewegen sich die Lerninhalte, am Beispiel der drei Themen, Pomona, Fortuna, und Kultus, in der Nähe von real vergleichbaren Naturformen werden problemlose Transformationen und emotionale Verbindungen in andere Erfahrungsbereiche des Bewusstseins erstellt. Nachhaltiges Erinnerungsvermögen und der Wille zur Wiederholung sind das Ergebnis des intuitiven Lernens.
Die Gestaltungen um die Pomona, wie auch die der anderen Objekte leben von bildnerischen Gegensätzen. Da wäre augenscheinlich der helle Granit.
Er bildet die geometrischen Grundkörper, die einrahmenden Passepartouts sowie die leicht hervortretenden Kugelsegmente mit ihren unverwechselbaren Anschnitten, symbolisch an die hügelige Endmoränenlandschaft des Thüringer Beckens erinnernd.
Zu dem Naturstein im Kontrast steht die dunkle Bronze als Material für alle figürlichen Teile, deren Vielfalt inhaltlicher Aussagen in den bronzenen Gittersystemen ihre ordnete Einbettung erhalten.
Ein wasserführender Sprudelstein verweist auf das Bündnis der Landwirtschaft mit dem natürliche Element Wasser.
Auf allen Bildflächen im systemischen Quadratmaß wird in typischen Szenen die Sömmersche Ackerbürger- Kultur überliefert. Beispielsweise berichten die alten Bauerngehöfte der ehemaligen Marktstraße, Ecke Lange Strasse ebenso wie die Bäuerinnen auf dem Feld, oder die acht Kirchtürme stellvertretend für die neue Verwaltungsgemeinschaft von dem Leben auf dem Land. Zwischen den Thüringer Kirch- Türmen tummelt sich das Menschen- Leben zwischen Geburt, Hochzeit und Tod.
Dimensionsverschiebungen zwischen den Figuren dienen im gleichen Maß dem Hervorheben einzelner Szenen, gemäß ihrer inhaltlichen Bedeutung, wie auch einer bewußten Abkehr vom, figürlichen Darstellungen innewohnenden erzählerischen Aspekt. Das geschieht mit Hilfe einigen deutlichen, szenisch notwendigen Verfremdungen in den Größenverhältnissen der agierenden Skulpturen.
Das Bildprogramm erörtert die philosophische Seite des Lebens ebenso , wie das Brauchtum der alljährlichen Erntedank- Darbietungen. Wenn spendenbringende, kleine Mensche den Schoss der Pomona bevölkern, oder wenn die Begriffe Eros, Logos, Tanatos und Kosmos auf gesellschaftliche Entwicklungsetappen verweisen, dann wird der interessierte Betrachter zu eigenen Interpretationen gedrängt.