Die Münzenberger Musikanten
Nach erfolgtem Rückbau der Münzenberger Musikanten - nach dem Abriss des Denkmals am Marktplatz zu Quedlinburg, unserer kommunale Baustelle der Jahre 2012 und 2013, entdeckte der Autor im März 2013 an der Plinthe des Querflötisten sein Zeichen in Verbindung mit der Jahreszahl 1977.
Ich hatte also 1978, nach dem Bronzeguss der vier Figuren, Gelegenheit mein Monogramm und die Entwurfszeit in die Plinthe zu punzen. Im Frühsommer 1979 wurde das Denkmal errichtet. Für den Granitsockel, zusammen mit der sehr großzügigen Sitzscheibe konnten alte Grabsteine umgearbeitet werden und zwar von Steinmetzen, die bei der Friedhofsverwaltung der Stadt Quedlinburg in Anstellung waren.
Die Entwurfsarbeiten im Material Ton und darauf folgend der Umguss in Gips reichen in die zweite Hälfte des Jahres 1976 und in das Jahr 1977 hinein. Die Entwurfsphasen wurde damals von dem bekannten Quedlinburger Fotografenmeister Heinz Kittel begleitet, wie an den beigefügten historisch monochromen Fotorafien zu sehen ist.
Seit Ende der Siebziger ist das Denkmal auf dem Markt für unzählige Besucher ein beliebtes Fotomotiv. Einige Kindergenerationen haben sich beim Klettern mit den vier Bronzen vertraut gemacht und ihre persönlichen Erfahrungen mit figürlicher Skulptur gewonnen.
Die in Bronze gegossene Figurengruppe – Die Münzenberger Musikanten – in künstlerischer Einheit mit ihrem Sockel aus Naturstein, sind seit rund 35 Jahren als Denkmal ein architektonischer Bestand- Teil des Quedlinburger Marktplatzes.
Der Granitsockel und sein Fundament, zeigen inzwischen bauliche Mängel und entstehen im Zuge der Neugestaltung des Marktplatzes, gestalterisch, funktional und bautechnisch nach erweiterten städtischen Konzept neu. Dem zufolge erwartet die Stadt Quedlinburg von dem Konzept zum Denkmal- Ensemble – Die Münzenberger Musikanten – und von dem, aus dem Wettbewerb als Siegerentwurf hervor gegangenem Konzept, eine gestalterisch sinnvolle Koexistenz beider bildnerischer Auffassungen im Sinne einer kontrastvollen Harmonie im Erscheinungsbild des künftigen Martplatzes.
Die ornamentale Symmetrie einer Vierer- Ordnung, ursprünglich von den Figuren ausgehend, läßt die horizontale Ausbreitungs- Energie der Sitzfläche nach außen in den Raum hinein wachsen und somit das (über dem Pflaster) Schweben besonders augenscheinlich machen.
In der Mitte der Figurenplinthe, wo die Ansammlung von Medaillen am stärksten ist, nimmt das Wasserspiel des neuen Musikanten - Brunnens seinen Anfang. Es sprudelt zwischen den runden Scheiben hervor, die ihrerseits die Austrittsdüse vor Verstopfungen schützen.
Über das Gefälle der Figurenplinthe, sich den Weg zwischen den Medaillen bahnend, troft das Wasser an dem dafür eigens geformten Profil ab und wird teils von der Rinne aufgefangen, oder fließt direkt in den ringförmigen Kanal zwischen der Sitzfläche und dem zylinderförmigen Brunnenstock, um im Überflussprinzip dann dem wassertechnischen System zugeführt zu werden.
Im Zentrum des Granitsockels befindet sich sowohl der Zulauf, als auch der Ablauf des geschlossenen Wassersystems, welches von der Brunnenkammer aus, die unter dem Denkmal sich im Boden befindet, über technische Amaturen gesteuert und gespeist wird.
Vier Musikanten auf dem Quedlinburger Markt. Ihre historischen Vorbilder, von denen sie sich in Vielem unterscheiden, sind ehemals aus dem Böhmischen stammende Bewohner des Münzenberges, einer zweiten städtischen Anhöhe gegenüber dem Stiftsberg. Viele der Münzenberger verdienten ihr Geld mit Musikmachen zu den unterschiedlichsten öffentlichen und privaten Anlässen. Dieser Broterwerb verlor seine Popularität erst nach den Kriegsjahren des vergangenen Jahrhunderts.